Welt-Aids-Tag 2025: "Gemeinsam. Gerade jetzt!"
Das Motto zum diesjährigen Welt-Aids-Tag am 1. Dezember in Deutschland lautet:
„Gemeinsam. Gerade jetzt.“
Weltweit leben rund 40 Millionen Menschen mit HIV. Zurzeit erhalten (nur) etwa drei Viertel lebenserhaltende Medikamente.
Die Situation ist alarmierend: Nach drastischen internationalen Kürzungen seitens USA, Europa und Deutschland könnten bald Millionen Menschen weltweit ihre HIV-Therapie verlieren und sich Millionen Menschen neu mit HIV infizierten.
Mit der geplanten Einstellung des UNAIDS-Programms der Vereinten Nationen sowie weiterer Strukturen werden Prävention, Beratungs- und Testangebote verschwinden. Mit dem Ergebnis, dass sich eine fast besiegte Pandemie wieder ausbreitet: Das wird Millionen Menschenleben fordern und Gesundheits- und Wirtschaftssysteme überfordern. Die Deutsche Aidshilfe hat deshalb einen großen Weckruf zum Welt-Aids-Tag gestartet.
Zugleich erleben Menschen mit HIV noch immer Ausgrenzung, Abwertung und Diskriminierung – auch in Deutschland, und zwar in allen Lebensbereichen: im persönlichen Umfeld, in der Arbeitswelt, im Sexleben - und sogar im Gesundheitssystem.
Die Ergebnisse von „positive stimmen 2.0“[1], einer Studie der Deutschen Aidshilfe (DAH) und des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ), zeigen: Menschen mit HIV sind trotz guter medizinischer Behandlung immer noch mit signifikanten Diskriminierungserfahrungen konfrontiert.
Drei Viertel der Befragten fühlten sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt. Ebenso drei Viertel der Befragten legen jedoch den eigenen HIV-Status in vielen Bereichen ihres Lebens nicht offen. Die Hälfte der Studienteilnehmer:innen ist im Alltag beeinträchtigt durch Vorurteile, die es gegenüber Menschen mit HIV immer noch gibt.
[1] Quelle: Deutsche Aidshilfe; Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft: „positive stimmen 2.0 – Mit HIV leben, Diskriminierung abbauen“, 2020/2021; https://www.aidshilfe.de/system/files/documents/2021-09_positive_stimmen_broschuere_final.pdf; zuletzt abgerufen am 18.11.2025
Die deutschlandweite Welt-Aids-Tags-Kampagne zeigt die Menschen, um deren Leben es geht, und fordert zum entschlossenen Handeln auf.
Auf der Kampagnen-Website, auf Social Media (Facebook, Instagram) sowie auf Flyern und Plakaten gibt es viele wissenswerte Informationen und sehenswerte Videos.
Die Fakten:
- HIV ist im Alltag und Beruf nicht übertragbar – unter medikamentöser Therapie nicht einmal beim Sex.
- Menschen mit HIV können heute leben, lieben und arbeiten wie alle anderen.
- Eine frühzeitig begonnene HIV-Therapie ermöglicht ein gutes, langes Leben.
Doch Diskriminierung macht vielen HIV-positiven Menschen das Leben immer noch schwer. Manche Leute fürchten nach wie vor eine Übertragungsgefahr von HIV im Alltag, die es überhaupt nicht gibt.
Eckdaten zu HIV/Aids in Deutschland
Das neueste Epidemiologische Bulletin[1] des Robert-Koch-Instituts wurde am 20. November 2025 veröffentlicht.
[1] https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/47_25.pdf?__blob=publicationFile&v=4
Ende 2024 lebten in Deutschland 97.700 Menschen mit HIV. Der Anteil der diagnostizierten HIV-Infektionen liegt bei 92%, 8.200 Menschen leben jedoch ohne Kenntnis ihrer Infektion. Damit verfehlt Deutschland das UNAIDS-Ziel von 95%.
Der Anteil der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, liegt seit dem Jahr 2020 sehr hoch und wird auf etwa 98 % im Jahr 2024 geschätzt. Damit wird das UNAIDS-Ziel von 95% übertroffen.
Im Jahr 2024 gab es geschätzt 2.300 Neuinfektionen in ganz Deutschland, etwa 200 mehr als 2023.
Zugleich wird etwa ein Drittel der HIV-Diagnosen erst gestellt, wenn das Immunsystem bereits schwer geschädigt ist, teils erst im Aids-Stadium. Das hat Auswirkungen auf die individuellen Gesundheitschancen und die mögliche Weiterverbreitung und wäre völlig vermeidbar, denn eine frühzeitige und dauerhafte HIV-Therapie schützt vor fortschreitender Erkrankung und verhindert die Übertragung beim Sex.
„Die Entwicklung der Neuinfektionen ist kein Zufall“, fasst Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH) zusammen. „Sie spiegelt direkt wider, ob die Angebote möglicher Schutzmaßnahmen ausreichen. Unser Ziel muss sein, den Trend wieder umzukehren. Wo bei Prävention und Drogenhilfe gekürzt wird, sind steigende Infektionszahlen die logische Folge. Kürzungen müssen zurückgenommen, Präventions- und Testangebote verstärkt werden, dann können die Zahlen auch bald wieder sinken.“
Simone Kamin (sie/ihr)
Arbeitsgebiete:
- Geschäftsführung
- Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit und Fundraising
- Workshops und Schulungen für Multiplikator*innen
- Persönliche und telefonische Beratung
- Durchführung von HIV-/Syphilis-Schnelltests
Share on