Welt-Aids-Tag 2023: Menschen mit HIV weisen Vorurteile und Diskriminierung zurück

>> Leben mit HIV. Anders als du denkst?"<<

Hildegard zum Welt-Aids-Tag 2023

Welt-Aids-Tag 2023

Das Motto zum diesjährigen Welt-AIDS-Tag am 01.12.2023 in Deutschland lautet wie bereits 2022:

„Leben mit HIV. Anders als du denkst?“

Menschen mit HIV können heute leben, lieben und arbeiten wie alle anderen. Sie können in jedem Beruf arbeiten, Sex haben und HIV-negative Kinder zeugen oder gebären. Eine frühzeitig begonnene HIV-Therapie ermöglicht ein gutes und langes Leben. HIV ist im Alltag nicht übertragbar – unter medikamentöser Therapie nicht einmal beim Sex. Das ist wissenschaftlich erwiesen und wird „Schutz durch Therapie“ genannt. Das sind die Fakten. Doch Diskriminierung in allen Lebensbereichen macht HIV-positiven Menschen das Leben oft immer noch schwer. Meist sind Vorurteile und Unwissenheit der Grund für ausgrenzendes Verhalten.

Im Rahmen der deutschlandweiten Welt-Aids-Tags-Kampagne[1] erzählen Menschen mit HIV von ihrem Leben und treten Berührungsängsten und Abwertung mit Informationen und Selbstbewusstsein entgegen. Entschieden weisen sie Vorurteile und Benachteiligungen zurück und machen deutlich: Diskriminierung muss sich niemand gefallen lassen.

https://www.aidshilfe.de/meldung/start-kampagne-leben-hiv-anders-denkst-welt-aids-tag-2023

[1] eine gemeinsame Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen Aidshilfe (DAH) und der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2023

 

Positive Stimmen 2.0

Menschen mit HIV erfahren auch heute noch Diskriminierung, Vorurteile und Ausgrenzung im persönlichen Umfeld, in der Arbeitswelt, im Sexleben - und sogar im Gesundheitssystem. 

In einer aktuellen Studie der Deutschen Aidshilfe (DAH) und des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) Bei der Online-Befragung „positive stimmen 2.0“ gaben 90 Prozent der Befragten an, sie würden gut mit ihrer HIV-Infektion leben. Drei Viertel fühlten sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt.

Jedoch erklärte die Hälfte der fast 1.000 befragten HIV-positiven Personen, dass ihr Leben beeinträchtigt sei aufgrund von Vorurteilen, die es gegenüber Menschen mit HIV immer noch gebe. Zwar ist es für 50% der Befragten mit der Zeit einfacher geworden, den eigenen HIV-Status offenzulegen – dennoch tun dies drei Viertel der Befragten in vielen Bereichen ihres Lebens, u.a. im Arbeitsleben, nicht. Viele Befragte berichteten von Benachteiligungen am Arbeitsplatz, wie Datenschutzverletzungen und Ausgrenzung. Häufig genannt wurden auch Nichteinstellung, Kündigung oder Verweigerung einer Beförderung aufgrund des HIV-Status.

Die Ergebnisse und daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen sind hier veröffentlicht: 

https://hiv-diskriminierung.de/ergebnisse-und-handlungsempfehlungen

 

Eckdaten zu HIV/Aids – Stand: Ende 2021

 (Quellen der folgenden Zahlenwerte und Aussagen: Robert-Koch-Institut/RKI; Deutsche Aidshilfe)

In Deutschland lebten Ende 2021 nach Angaben des Robert Koch-Instituts 90.800 Menschen mit HIV. Weltweit waren es 2022 nach Angaben von UNAIDS 39 Millionen Menschen.

Im Jahr 2021 gab es geschätzt 1800 Neuinfektionen in ganz Deutschland, 120 in Niedersachsen. 

96% der Menschen mit HIV-Infektion in Deutschland sind in medikamentöser Behandlung. Etwa ein Drittel aller neudiagnostizierten HIV-Infektionen wurde 2021 erst im fortgeschrittenen Immundefekt diagnostiziert, fast jede fünfte Infektion sogar erst mit dem Vollbild Aids. 

Die deutschlandweiten Trends in den drei am stärksten betroffenen Gruppen verlaufen unterschiedlich. Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist die Zahl der geschätzten Neuinfektionen, von 1.100 im Jahr 2020 auf etwa 1000 im Jahr 2021 gesunken. Bei Personen mit einer Infektion auf heterosexuellem Weg stagniert die Zahl der Neuinfektionen dagegen seit einigen Jahren und lag Ende 2021 bei etwa 440. Beim Gebrauch intravenöser Drogen haben sich 2021 etwa 320 Menschen mit HIV infiziert - hier zeigt sich eine Stabilisierung der Zahlen seit 2019.

(Quelle u.a.: https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2022/08_2022.html)

 

Empfehlungen für eine diskriminierungssensible Sprache im Bereich HIV/Aids

Sprache kann Stigma reproduzieren. Für Menschen, die häufig Diskriminierung und Stigmatisierung erleben, sollten daher möglichst neutrale Begriffe und Beschreibungen gewählt und etabliert werden.

Im Kontext unserer Arbeit wünschen wir uns die Bezeichnung „Mensch(en) mit HIV“. Dieser Begriff wird von Aidshilfen empfohlen, weil die gemeinten Personen damit nicht auf die Tatsache ihrer Infektion reduziert werden. Falls diese Kombination wegen der Präposition im Textzusammenhang schwierig ist, ist der Begriff „HIV-positive(r) Mensch(en)“ eine geeignete Alternative, an dritter Stelle auch „HIV-Positive(r)“.

Wir bitten um die Vermeidung der Konstruktion „HIV-Infizierte(r)“, da in dieser Begrifflichkeit, wenn auch unbeabsichtigt, Stigmatisierung mitschwingt und der Blick auf die Tatsache der Infektion verengt wird, die damit als Makel durchscheint. Die Wortart, das substantivierte Partizip, verstärkt diese Wirkung.

Der Vorgang der HIV-Infektion wird idealer Weise neutral als „HIV-Übertragung“ bezeichnet oder ausformuliert als „HIV wird (von einem Menschen auf einen anderen) übertragen“. Beschreibungen wie z.B. „Ein HIV-Positiver kann (unter Therapie) einen HIV-Negativen (nicht) infizieren“ weisen HIV-positiven Menschen dagegen eine Alleinverantwortung zu, sie implizieren außerdem ein schuldhaftes, wenn nicht sogar absichtsvolles Verhalten von HIV-Positiven. 

nter denselben Gesichtspunkten empfehlen wir auch folgende Beschreibung der Schutzwirkung der HIV-Therapie: „HIV ist unter medikamentöser Therapie nicht übertragbar.“ Diese Formulierung hat sich im Aidshilfe-Kontext etabliert, um zu vermeiden, Menschen als „infektiös“ / „nicht mehr infektiös“ zu bezeichnen und damit zu stigmatisieren. Denn: Es gibt keine Infektiosität im Alltag, Menschen mit HIV sind keine Gefahr und sie tragen beim einvernehmlichen Sex keine Alleinverantwortung.

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