Positive Entwicklungen zum Welt-Aids-Tag 2021

Weniger Neuinfektionen +++ UNAIDS-Ziele in Deutschland erreicht +++ Dennoch weiterhin Diskriminierung

WAT-Kampagne 2021 Hausarbeit
© Deutsche Aidshilfe

Mit der alljährlichen Bären-Aktion zum Welt-Aids-Tag will die Göttinger AIDS-Hilfe den Wissensstand und die Sensibilität in der Bevölkerung vergrößern, um Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV weiter abzubauen. Das Ziel ist, so Caroline Herberhold und Simone Kamin, Geschäftsführungsteam der Göttinger AIDS-Hilfe, dass alle Menschen entspannt und selbstverständlich zusammen leben und arbeiten - mit und ohne HIV.

Weniger HIV-Neuinfektionen im Jahr 2020

Das Robert-Koch-Institut hat kürzlich die neuesten Zahlen zu HIV in Deutschland veröffentlicht, wie Simone Kamin berichtet: "Im Jahr 2020 gab es in Deutschland geschätzt 2.000 HIV-Neuinfektionen, das ist ein deutlicher und erfreulicher Abwärtstrend! Die sinkenden Infektionen sind nicht nur mit den Kontakteinschränkungen durch die Corona-Pandemie erklärbar, sondern lassen sich auch auf verbesserte Testangebote sowie den Erfolg der PrEP zurückführen."

Die Prä-Expositionsprophylaxe, kurz PrEP, ist eine medikamentöse HIV-Prophylaxe, die täglich eingenommen wird, um sich beim Sex vor einer möglichen HIV-Ansteckung sicher zu schützen. Die PrEP kann in HIV-Schwerpunktpraxen verschrieben werden.

Etwa 91.000 Menschen leben in Deutschland mit HIV, weniger als 10.00 Menschen von ihnen haben noch keine Kenntnis ihrer eigenen HIV-Infektion. Zugleich ging die Zahl der Menschen, die bei der HIV-Diagnose bereits Aids oder einen schweren Immundefekt hatten, von 1.100 in 2019 auf 900 Fälle in 2020 zurück.

Caroline Herberhold erläutert die Bedeutung möglichst früher HIV-Diagnosen: "Eine frühzeitig begonnene HIV-Therapie ermöglicht ein gutes und langes Leben. Und die Medikamente schützen sogar Sexpartner*innen vor einer Übertragung des Virus – das ist wissenschaftlich erwiesen und wird „Schutz durch Therapie“ genannt. Im Alltag kann HIV ohnehin nicht übertragen werden."

UNAIDS-Ziele in Deutschland erreicht

UNAIDS hatte für das Jahr 2020 das Ziel ausgerufen, dass weltweit 90 Prozent aller HIV-positiven Menschen diagnostiziert sein sollten, davon 90 Prozent eine Behandlung erhalten sollten und davon wiederum 90 Prozent so effektiv, dass HIV nicht mehr übertragbar ist. Dieses Ziel hat Deutschland erreicht: Mit 90 Prozent Diagnosen, 97 Prozent Behandlungsquote sowie 96 Prozent Erfolgsquote.

Aktuelle Forschung: „Positive Stimmen 2.0"

Menschen mit HIV können heute leben, lieben und arbeiten wie alle anderen – ein offenes Leben mit der Infektion ist für viele bereits eine Selbstverständlichkeit, wie Simone Kamin erläutert: „Egal, ob es um Arbeit, Freizeit, Sexualität oder Familienplanung geht: HIV muss heute bei dauerhafter Behandlung keine Beeinträchtigung mehr sein. Diskriminierung macht HIV-positiven Menschen aber das Leben oft immer noch unnötig schwer – sei es am Arbeitsplatz oder sogar im Gesundheitswesen.“

In einer aktuellen Studie der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) und des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) erklärte die Hälfte der fast 1.000 befragten HIV-positiven Personen, dass ihr Leben beeinträchtigt sei aufgrund von Vorurteilen, die es gegenüber Menschen mit HIV immer noch gebe.

  • Zwar ist es für 50% der Befragten mit der Zeit einfacher geworden, den eigenen HIV-Status offenzulegen – dennoch tun dies drei Viertel der Befragten in vielen Bereichen ihres Lebens nicht.
  • 90 Prozent der Befragten aus der Studie „positive stimmen“ gaben an, dass sie mit ihrer HIV-Infektion gut leben können, drei Viertel fühlten sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt.
  • Jedoch berichteten 95 Prozent von mindestens einer diskriminierenden Erfahrung innerhalb eines Jahres aufgrund von HIV.
  • Sechs von zehn Befragten haben innerhalb von 12 Monaten im Gesundheitswesen mindestens eine negative Erfahrung aufgrund ihres HIV-Status gemacht.

Kampagne gegen Diskriminierung: „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“

Die diesjährige Welt-Aids-Tags-Kampagne der Deutschen Aidshilfe (DAH), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) zielt auf den Abbau von Diskriminierung und Vorurteilen gegenüber Menschen mit HIV. Printmedien sowie kurze Storys und Videos auf Social Media geben einen authentischen Einblick in den Lebensalltag unterschiedlicher Menschen. Gemeinsam ist allen, dass HIV in ihrem Leben nicht mehr die Hauptrolle spielt, sondern dass sie mit denselben alltäglichen Freuden und Herausforderungen umgehen wie Menschen ohne HIV auch.

Kampagnen-Protagonistin Hildegard, 74 Jahre alt, bringt es auf den Punkt: „Ich möchte, dass die Leute endlich begreifen, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Ich lebe wegen HIV nicht schlechter als andere in meinem Alter.“

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